Nach den Erzählungen älterer Einwohner war das Schulleben bis etwa 1960 wenig Veränderungen unterworfen.
Unterricht war von Montag bis Samstag. Mehrere Schuljahrgänge bildeten eine Klasse (siehe Geschichte des Schulhauses). Jeder Schuljahrgang saß zusammen. Die Schüler wurden bei der Einschulung nach dem ABC gesetzt, später in der Reihenfolge ihrer Leistung. Die Besten vorne, die Schwächeren hinten. Die älteren Schüler kamen 1 bis 2 Stunden früher als die jüngeren, sie halfen ihnen im Unterricht und kontrollierten oft ihre Aufgaben.
Zu Beginn des Unterrichts wurde gebetet. (Die Schule war bis in die 60iger Jahre laut Schulstempel „Evangelische Gemeinschaftsschule“.) Häufig wurden die Hände und Nägel kontrolliert. Wer schmutzig war bekam eine Tatze (Schlag mit dem Stock auf die Hand) und musste sich waschen. Die Mädchen mussten Kleider und eine Schürze tragen.
Im Schulranzen, der die ganze Schulzeit halten musste, waren die Schiefertafel, Hefte, der Griffelkasten mit Griffel, Federhalter und dazugehöriger Metallfeder, Bleistift und Bücher (Lesebuch, Rechenbuch und in der Oberklasse das Realienbuch). Die Bücher mussten selbst bezahlt werden. Die Tinte zum Schreiben im Unterricht befand sich in einem Glas, das in einer Mulde in der Schulbank eingelassen war.
Es wurde viel geschrieben und es war sehr wichtig, schön zu schreiben. Es wurde auch viel auswendig gelernt. Turnstunden gab es bis zum Bau der Turnhalle wenig, geturnt wurde im Bereich der heutigen Schulstraße und auf dem alten Sportplatz beim Chausseehaus. Reine Zeichenstunden gab es nicht, gemalt wurde ins Heft. Zum Beispiel mussten im Erdkundeunterricht die Karten gezeichnet werden. Die Lehrer waren sehr streng, es gab oft Ohrfeigen, Tatzen und für die Buben „Hosenspanne“ (Schläge auf das Gesäß).
Die Hausaufgaben wurden meist streng kontrolliert. Es war für die Kinder nicht immer leicht, Hausaufgaben zu erledigen, denn sie mussten viel im Haushalt und auf dem Feld halfen. Die Hilfe der Kinder war so wichtig, dass es Heuferien und Kartoffelferien gab. Regnete es in diesen Ferienzeiten, kamen die Kinder in die Schule und die Ferien wurden bei schönem Wetter fortgesetzt.
Vor 50 Jahren gab es auch noch „Hoabeerferia“, 2 freie Tage zum Sammeln von Heidelbeeren.
Die Schulzeit endete mit der Konfirmation.
Ein Schüler klemmte an seinem letzten Schultag ins Tintenfass einen Zettel mit dem Text: „Hier in diesem Eck bin ich schier verreckt. Hier in diesem Jammertal sitz ich heut zum letzten Mal.“ Der Schüler beendete seine Schulzeit mit „Hosenspanne“.
Nach Interviews von Frau Danner mit mehreren älteren Einwohnern Walddorfs (1995)